Arbeit zwischen Utopie und Image
Wirtschaftsfördermodelle im Land Brandenburg: Vom Großprojekt zum Clusterobjekt

Utopie

Die gescheiterten Großprojekte im Land Brandenburg, die als große Hoffnungsträger für die Region gehandelt und gefördert wurden, traten alle mit einem wirtschaftsfördernden und arbeitsplatzbeschaffenden Anspruch an. Das Cargo-Lifter Projekt unterscheidet sich von der Chipfabrik in Frankfurt Oder oder dem Lausitz Ring auch dadurch, daß es einen hohen Identifikationsgrad bei den Aktionären etablieren konnte. Die Mythen Flugobjekt, technologische Innovation, Wirtschaftswachstum, zivilisationsbringendes Objekt, der Glaube an ein Objekt, das Grenzen in vielerlei Hinsicht überschreiten könne, wurden kollektiviert und als Erfolgsmodell mit Einladung zum partizipatorischen Teilhaben situiert. Das utopische Moment war somit Teil des zu produzierenden Objekts, einerseits historisch verankert, andererseits zukunftorientiert und an den Glauben an die technische Machbarkeit gebunden. Das heißt ein Objekt des Begehrens, das unerreichbar sein würde, wurde eingeführt, und der phantasmatische Mehrwert als emotionales Identifikationsfeld aktiviert. Der Cargo-Lifter eignete sich als ästhetisches, historisches und technologisch innovatives Objekt bestens als Gegenstand einer Imagekampagne.

Image

Nach den gescheiterten Großprojekten hatte das Land Brandenburg ein Imageproblem das durch die erfolgreiche vorhergehende Imagekampagne mitverursacht wurde. Was kann man dagegen tun, fragten sich der Wirtschaftsminister sowie die Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB).

Das Wirtschaftsministerium im Land Brandenburg verfolgt seit Mai 2005 eine Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung, die sich auf eine Konzentration von Branchen-Kompetenzfelder und die Förderung des Mittelstandes richtet. Anreizsysteme in der Investitionsförderung sollen diese Branchen-Kompetenzfelder und Clustersysteme wirtschaftlich fördern. Diese Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung wird von einer Imagekampagne begleitet.

Die Marke Brandenburg wurde entwickelt um Brandenburg als Wirtschaftsstandort zu fördern. Seit einem Jahr werden Anzeigen in regionalen und überregionalen Zeitungen geschaltet, die speziell technologische und kreative Leistungen/Fähigkeiten brandenburgischer Betriebe in Relation zu ausführenden Betrieben anderer Bundesländer positionieren. Brandenburgische Technologieinnovationen werden als repräsentative Nachfolger deutscher Innovationstechnologie und Ingenieurskunst vermarktet. Eine Kampagne die das Wirtschaftsministerium und die ZAB gemeinsam mit brandenburgischen Mittelbetrieben und einigen Großbetrieben initiiert haben und finanzieren.

Phantasma

Das heißt der phantasmatische Bereich, das Image, wird hier zu einem regionalen Objekt des Begehrens stilisiert, das erstmals die Aufgabe hat vergangenes Scheitern zu verdecken, zu bebildern. Verdrängunsmechanismen werden aktiviert um das Loserimage loszubekommen. Man repräsentiert sich als erfolgreicher Wirtschaftsstandort und generiert ein aktives Stimmungsbild. Wahrnehmung wird designt und Identitätsangebote installiert. Inwieweit diese Imagefelder tatsächlich identitätsfördernde Aufmerksamkeits-Phantasmen herstellen können sei dahingestellt; hängt auch von den investierten Wiederholungs- und Nachhaltigkeitseffekten und der Annahmebereitschaft des Zielpublikums ab.

Arbeit

Imagekampagnen werden im Namen von Wirtschaftswachstum und arbeitsplatzbeschaffenden Maßnahmen geführt. Werden hier nicht Hoffnungen auf Arbeitsmarktrealitäten konstruiert, die nicht erfüllt werden können? Inwieweit ist Arbeit heute für viele Menschen nicht ein unerreichbares Objekt des Begehrens, und wird Arbeit somit zu einem utopischen Modell von Existenzsicherung und Identifikationsmöglichkeiten; hat Arbeit, oder besser das Nichtvorhandensein an Arbeit ein Imageproblem; kann die Einführung eines staatlichen Grundeinkommens den Status oder das Image von Arbeitslossein verändern, oder ist das eine Utopie; ist das angestrebte Ziel Vollbeschäftigung nicht illusorisch?

Das Image, eine postmoderne Marketing-Variante von Utopie scheint momentan ein Imageproblem durch Überangebot zu haben, und Realitäten zu verpassen.

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Podiumsgespräch.
8.12.2005, 19.00
Brandenburgischer Kunstverein Potsdam
PodiumsteilnehmerInnen